Die Beziehung zwischen Eltern und Kindern – Nachdenken statt Nachlegen4 Minuten Lesezeit

Die Beziehung zwischen Eltern und Kindern. Nachdenken statt nachlegen...

Um herauszufinden, was in der Beziehung zwischen Eltern und Kindern wirklich sinn- und wertvoll ist, müssen wir nicht ständig Fachvorträge anschauen oder auf facebook über die vermeintlich beste Erziehung streiten („Erziehung? Bist du verrückt? Es geht hier BITTE um Beziehung!“). Stattdessen kann es sehr gut tun, wenn wir Eltern ab und zu mal darüber nachdenken, wie es für uns wäre, wenn…

Schatz, ich habe dir schon mehrmals gesagt, dass…

Stell dir vor, du sitzt am frühen Abend mit deinem Partner am Küchentisch. Du sagst zu ihm:

„Schatz, ich habe dir mehrmals gesagt, dass du mit dem Staubsauger auch die Ecken hinter der Anrichte säubern musst. Nie hörst du auf das, was ich sage. Du musst lernen, über die Konsequenzen deines Tuns nachzudenken. Heute Abend gehst du am 20 Uhr ins Bett und dann denkst du über dein Verhalten nach!“

Das ist natürlich (und hoffentlich) kompletter Unsinn. Im Zusammenleben mit Kindern meinen viele von uns allerdings, dass diese Form der Erziehung nicht nur okay ist, sondern absolut notwendig. Schließlich – es wird ja heute so viel gesprochen über Bedürfnisorientierung – brauchen Kinder Orientierung und wenn dieses Bedürfnis ungestillt bleibt, geht es auf Dauer schief.

Dem stimme ich grundsätzlich sogar zu: Kinder brauchen Orientierung. Aber…

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Das Bedürfnis nach Orientierung und Sicherheit

Wer meint, aus dieser „Bedürfnislage“ ableiten zu dürfen, dass Kinder auf sogenannte Konsequenzen, Zurechtweisungen, Gewitterwolken-Stempel, Tokens oder Gummibärchen angewiesen wären, hat nicht verstanden, dass…

  1. Kinder immer auch das Bedürfnis nach Unversehrtheit, Zusammengehörigkeit und Vertrauen haben.
  2. Zwischenmenschliche Beziehungen auf Dauer eben nicht gelingen auf der Basis von Erziehungsmethoden.
  3. Strategien (z.B. Strafen, Lob) nicht gleichbedeutend sind mit den tieferliegenden Bedürfnissen (z.B. Orientierung und Sicherheit).

Erziehungsmaßnahmen verletzen Grenzen

In dem Moment, in dem wir Kinder über grenzüberschreitende Erziehungsmaßnahmen zum Funktionieren bekommen wollen, leidet die Qualität der Beziehung und das Selbstwertgefühl derjenigen, die sich „richtig“ verhalten sollen. Erziehungsmaßnahmen sind zumeist sehr unpersönlich, haben allerdings das Potential, die persönliche Integrität der Gemaßregelten zu verletzen.

„Ja, aber Kinder können doch nicht…!“

„Ja, aber Kinder können doch nicht immer machen, was sie wollen!“ Das habe ich auch nie behauptet.

Wenn ich sehe, dass mein Kind persönliche oder generelle Grenzen überschreitet – und zwar massiv -, teile ich mich mit. Nicht „irgendwie“, nicht besonders kinderfreundlich, nicht moralisierend. Ich teile mich mit als persönliche Autorität und auf der Basis meiner wichtigen Werte.

Und die lauten nicht Gehorsam, Angst und Schuld, sondern Authentizität, persönliche Verantwortung und Gleichwürdigkeit.

Was aber tun, wenn das, was ich sage, keinen Eindruck macht beziehungsweise nicht anzukommen scheint?

Dann übernehme ich persönliche Verantwortung, anstatt mein Kind (oder mich) an den Pranger zu stellen. Ich emanzipiere mich von dem Impuls, die nächsten Erziehungstricks zu erkunden und denke nach.

Nachdenken statt Nachlegen

Ich denke darüber nach, woran es liegen könnte, dass ich von meinem Kind nicht „erhört“ werde. Kann es sein, dass ICH nicht wirklich zuhöre? „Unerhörte“ Kinder sind oft unerhörte Kinder.

Ich denke darüber nach ob, die persönlichen Grenzen meines Kindes grundsätzlich respektiert werden. Es passiert in unserer Welt sehr häufig, dass Kinder lange „mitmachen“ (zu Hause, in der Schule…) und dann auf der Verhaltensebene mitteilen: „Stopp! Bis hierhin und nicht weiter!“

Ich denke darüber nach, WIE ich kommuniziere, in Beziehung gehe und was zwischen den Zeilen möglicherweise mitschwingt. Hat das Gesagte wirklich Substanz und Authentizität? Bin ich von dem, was ich sage, überzeugt? Plagt mich das schlechte Gewissen, wenn ich für mich und meine persönlichen Grenzen einstehe?

Ganz klar: Ein Aggressionsproblem!

Mal ehrlich: Wie würde es dir gehen, wenn dein Partner ständig auf deinen „Verfehlungen“ herumreiten würde? Wie würdest du dich fühlen, wenn du permanent auf dein Verhalten reduziert werden würdest? Was würdest du machen oder antworten, wenn gerade der Mensch, den du liebst, dich um 20 Uhr ins Bett schicken würde, weil du mal wieder nicht mit dem Staubsauger in den Ecken unterwegs warst?

Ich selbst würde nach spätestens drei Tagen komplett ausflippen und den Staubsauger wahrscheinlich kurz und klein schlagen.

Und wehe dem, der dann sagte: „Der Herr Reinke hat wohl ein Aggressionsproblem!“


In meiner Familienakademie geht es um das „wahre Leben“. Das bedeutet: Wir arbeiten zu genau den Fragen, Anliegen und Themen, die wirklich etwas mit uns und unserem Familienleben zu tun haben. Ich würde mich sehr freuen, dich in meiner Familienakademie begrüßen zu dürfen.

Andreas Reinke – INSPIRATION FÜR ELTERN UND PÄDAGOGEN

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